Gebietsfremde invasive Pflanzenarten
Der Götterbaum ist eine Neophyt, der sich rasch ausbreitet und einheimische Pflanzen verdrängen kann. Foto: M. Di Giulio
Die Wildflora der Schweiz besteht nicht nur aus einheimischen Arten, sondern zu etwa 20 Prozent auch aus gebietsfremden Arten, die aus anderen Teilen Europas oder sogar von anderen Kontinenten stammen. Viele dieser Arten wurden in den letzten 500 Jahren (absichtlich oder unabsichtlich) vom Menschen eingeführt. Einige wenige dieser Arten breiten sich sehr rasch und massiv aus und verdrängen die einheimische Flora. Dies hat negative Auswirkungen auf die Umwelt, die öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft. Diese wenigen Arten werden als invasive Neophyten oder invasive gebietsfremde Pflanzenarten bezeichnet und müssen bekämpft werden, um die einheimische Flora zu fördern.
Die Publikation «Gebietsfremde Arten in der Schweiz» des Bundesamts für Umwelt (BAFU 2022) gibt eine aktuelle Übersicht zum Thema gebietsfremde Arten in der Schweiz. Im Anhang sind Listen von Pflanzen publiziert, welche als schädigend für die Umwelt eingestuft werden. InfoFlora, das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, hat dazu die Listen der invasiven und potenziell invasiven Neophyten publiziert und Empfehlungen für die Verwendung von einheimischen Pflanzenarten der Schweiz erarbeitet. Es stellt verschiedene Arbeitshilfen zur Verfügung, u.a. die sog. Grüne Liste, eine Empfehlungsliste für Pflanzen.
Einheimische und standortgerechte Pflanzen
Der Hausrotschwanz ist im Herbst auf die Beeren des Hartriegels und anderer heimischer Sträucher angewiesen. Foto: J. Landolt
Um die Biodiversität im Allgemeinen und insbesondere im Siedlungsraum zu fördern, sollte eine einheimische und standortgerechte Bepflanzung gewählt werden. Gemäss Empfehlungen für Musterbestimmungen für Kantone und Gemeinden des Bundesamts für Umwelt (BAFU 2021) besteht eine standortgemässe Vegetation aus einheimischen Pflanzenarten, deren Ansprüche den vor Ort vorhandenen Standortbedingungen entsprechen und deren natürliches Verbreitungsgebiet in der Schweiz liegt. Beim Saat- und Pflanzgut sollten einheimische Wildformen gewählt werden, während auf Zuchtformen verzichtet werden sollte. Denn Zuchtformen bieten der einheimischen Fauna kaum Nahrung, da sie beispielsweise keinen Pollen bilden und keine Früchte oder Samen tragen.
Das BAFU (2021) empfiehlt in seinen Musterbestimmungen die Verwendung von Saat- und Pflanzgut, das von Arten stammt, die natürlicherweise in der Region vorkommen. Dieses sog. autochthone Saat- und Pflanzgut ist auf die Umweltbedingungen des Standorts angepasst und daher besonders widerstandsfähig. InfoFlora, das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, hat Empfehlungen für die Verwendung von einheimischen Pflanzenarten erarbeitet und stellt als Arbeitshilfe die sog. Grüne Liste, eine Empfehlungsliste für Pflanzen, zur Verfügung. Die Anforderungen an die Herkunft der Pflanzenarten sind insbesondere für Bepflanzungen am Siedlungsrand und in der Nähe von Naturschutzgebieten wichtig (OST 2024). Für Bepflanzungen von Grünräumen mit spezifischen Funktionen, z.B. Repräsentation, empfiehlt die ZHAW (2023) einen Richtwert von maximal 20% funktionale, nicht einheimische Arten und mindestens 80% einheimische und standortgerechte Arten.
Ökologisch wertvolle und «klimafite» Baumarten
Die Standortbedingungen sind entscheidend für das Gedeihen und Altern eines Baumes.
Foto: M. Di Giulio
Bäume im Siedlungsgebiet sind verschiedenen Stressoren wie Trockenheit, Hitze und Salz ausgesetzt. Insbesondere in innerstädtischen und stark versiegelten Räumen wie Strassenräumen stehen ihnen oft nur zu kleine Wurzel- und Kronenräume zur Verfügung. Viele Bäume in innerstädtischen Lagen können sich deshalb nicht gut entwickeln, altern nicht gesund und sterben vor ihrer natürlichen Lebensspanne. Um dies zu vermeiden, sollten bei der Bepflanzung von Bäumen möglichst gute Standortbedingungen geschaffen werden. Zudem sollten die Baumarten standortgerecht gewählt werden, d.h. sie sollten für den spezifischen Standort geeignet sein (z.B. als Strassenbaum oder Parkbaum) und eine möglichst grosse Artenvielfalt umfassen. Denn je vielfältiger die Baumartenvielfalt ist, desto robuster und widerstandsfähiger ist die Bepflanzung gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, können Bäume ihre zahlreichen Funktionen und Leistungen im Siedlungsgebiet erbringen.
Für eine standortgerechte Auswahl von Baumarten stehen verschiedene Arbeitshilfen zur Verfügung, die wichtigsten sind die Grüne Liste der Pflanzenarten (Version 2023) von InfoFlora sowie der Biodiversitätsindex 2021 für Stadtbäume im Klimawandel.
Bestäuberfreundliche Bepflanzung
Die Hain-Schwebfliege ist eine gute Bestäuberin. Foto: A. Krebs
Bienen und Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber von Kultur- und Wildpflanzen und erbringen eine enorme ökologische und ökonomische Leistung. Insbesondere Wildbienen sind anspruchsvoll und stellen hohe Anforderungen an ihren Lebensraum. Bestimmte Pflanzen sind besonders attraktiv für Bestäuber, daher können sie durch eine spezifische Auswahl von Pflanzen gezielt gefördert werden.